Jahresversammlung der SGHB in Chemin Dessus (VS) vom 11. und 12. Oktober 2014

Samstag, 11. Oktober 2014

Bei guten Wetterbedingungen treffen sich 25 Personen unter der Leitung von Stefan Ansermet zu einer Besichtigung des Eisengewinnung und des Bergbaus im Couloir Collaud (Mont Chemin). Es handelt sich hier um eine der ältesten bekannten Abbaustellen am Mont Chemin. Bei der Befahrung der drei Stollen Couloir Collaud I, Couloir Collaud II und Couloir Collaud III werden die unterschiedlichen Mineralisationen mit Fe-haltigen Mineralien (v.a. Magnetit), ihre räumliche Lage und ihr Abbau vorgestellt. Die drei Stollen sind mit einem Vertikalschacht verbunden und folgen der steilstehenden Mineralisation. Die ältesten Abbauspuren (Feuersetzen) weisen auf einen frühmittelalterlichen Abbau hin. Die gewonnenen Erze wurden mit einer Seilbahn Richtung Bovernier ins Tal transportiert. Von der Seilbahn sind noch letzte Reste sichtbar.
Neben den Stollen geben Schlackenfunde, die den Merowingern zugeordnet werden (5./6. Jahrhundert nach Chr.), einen zusätzlichen Eindruck der Erzverarbeitung.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Am Vormittag treffen sich bei gutem Wetter 35 Personen am Col des Planches (Vollèges VS) für einen Rundgang auf dem Sentier des Mines (www.sentier-des-mines.ch). Das Gebiet des Mont Chemins umfasst verschiedene Mineralisationen und Abbaustellen. Die Bergbautätigkeit dürfte bis in römische Zeit zurückreichen. Die Hauptphase des Bergbaus war im 19. Jahrhundert. Die Mineralisationen präsentieren sich linsenförmig im Umgebungsgestein eingebettet, mit einer Dicke von 1 bis 2 m und meist mehreren Dezimetern Länge.
Unter der Leitung von Stefan Ansermet wird als erstes am Vormittag bei Tête des Econduits eine Scheelit-Fundstelle besichtigt. Diese Stelle ist unter Mineraliensammlern sehr bekannt, da Scheelitkristalle mit einer Grösse von bis zu 1 cm gefunden wurden. Die Scheelite finden sich in Holräumen eines alterierten porphyrischen Granits des Mt. Blanc-Massivs.
Danach sind bei La Crettaz Abbaustellen und Stollen des Blei- und Fluorbergbaus zu sehen. Im Mt. Blanc-Massiv gibt es steilstehende und SW-NE-verlaufende hydrothermale Adern, die viel Bleiglanz und Fluorit führen. Die Stollen von La Crettaz I und II waren von ca. 1850 bis 1976 in Betrieb.
Nach einem Picknick wird am Nachmittag der Hubacher-Stollen befahren. Es handelt sich hier um eine der letzten Abbaustellen von mineralischen Rohstoffen in der Schweiz. In bis zu 1.5 m dicken Quarzadern findet man Fluorit, Bleiglanz, Malachit und Azurit. Diese Adern sind die südlichen Ausläufer der oben von La Crettaz erwähnten Mineralisation. Auch hier wurde bis in die 1970er Jahre auf einer Stollenlänge von über 400 m Fluorit abgebaut. Der Hubacherstollen hat einen Verbindungsschacht zum Stollen von La Crettaz I.
Die Eisenmine Chez Larze ist gekennzeichnet durch eine grosse Abraumhalde, die vom letzten Abbau während des Zweiten Weltkriegs stammt.
In einem Steinbruch nordwestlich des Hubacherstollens, wurde bis 1965 Marmor abgebaut, der pulverisiert der Reinigung oder mit Seife vermischt als Waschmittel diente. An einigen Stellen findet man im Marmor noch Nester von aktinolithischem Amiant. Bei diesem Marmor handelt es sich um eine kleine Linse von metamorphem Kalk des Mt. Blanc-Massivs.
Nördlich davon zeigt St. Ansermet den Anwesenden noch die Stellen der aktuellen Gold-Prospektionsarbeiten (siehe oben). In porphyrischen Gesteinen des Mt. Blanc-Massivs gibt es Gold- und Silber-führende Quarzadern. In diesem Gebiet um die Tête des Econduits lässt sich, belegt durch die wissenschaftlichen Untersuchungen, eine Zone von rund 250 x 400 m mit sehr hohem Gold-Gehalt eingrenzen, die einen Abbau lohnenswert erscheinen lässt. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit Proben von alteriertem Quarzgestein zu sammeln, das Gold-führend ist.
Zum Abschluss zeigt B. Guénette-Beck bei Le Goilly eine merowingische Schlackenhalde (datiert auf 5./6. Jahrhundert n. Chr.), die auf Eisenabbau hinweist.

Weiterführende Literatur für Interessierte:

Minaria Helvetica (1998): Mont Chemin. Heft 18b, 86 Seiten

Stefan Ansermet (2001): Le Mont Chemin. Mines et Minéraux du Valais I, 302 Seiten

www.sentier-des-mines.ch