Es ging alles so schnell….

Der Tag begann so gut, alles war durchdacht und geplant. Meine Reiseroute sollte mich durch den Kanton Uri ins Berner Oberland bringen und von dort weiter nach Bern. In Bern wollte ich mit Rainer Kündig zusammen einen Vortrag zum Thema „brennende Kohlenflöze“ besuchen.
Aber es kam alles ganz anders als erwartet. Der Morgen verlief ohne grosse Probleme. Während ich mit dem Auto über den Susten fuhr, strahlte mir ein knutsch-blauer Himmel entgegen, was konnte da an einem so schönen Tag noch schief gehen.

Blick Richtung Engelhörner.

Blick Richtung Engelhörner.

Im wilden Urbachtal, in der Nähe von Innertkirchen, wollte ich ein paar Fotos für einen kleinen Artikel auf der Website der SGHB machen. Ich stellte mein Auto in der Nähe einer Felswand ab. Dort war in einer Balm im 18. Jahrhundert Blegioolith im Tagbau abgebaut worden. Motiviert vom schönen Wetter, und mit dem Wissen im Zeitplan zu sein, begann ich mit dem steilen Aufstieg zur ca. 200 m langen Balm. Ich war mit leichtem Gepäck unterwegs, wollte ich doch nur ein paar Fotos schiessen und für Lothar ein Stück Blegioolith aus der Wand klopfen.
Ich hatte alle Fotos geschossen, den Rucksack voller Erz, da kam mir in den Sinn, dass ich noch gerne ein Stück von dem, in der Literatur beschriebenen Chamositoolith mitnehmen würde. Blöderweise kam dieser nur als ca. 3 cm mächtiges Lager oberhalb des Blegioolith’s vor. Also ging ich auf die Suche nach dem Gesuchten und fand schon bald eine Schicht in ca. 2 m Höhe. Das Liegende des Blegioolit’s, sowie das Hangende sahen sehr stabil aus und so machte ich mir keine grossen Gedanken, als ich ein loses Stück Chamositoolith aus der leicht überhängenden Decke zog.

Als ich mich zum gehen umdrehte, nahm ich gerade noch aus den Augenwinkeln wahr, wie die ganze Decke über mir plötzlich in Bewegung geriet. Im leider nicht mehr ganz so letzten Moment sprang ich zur Seite, weit durfte ich aber nicht springen, da es bereits nach zwei Metern in die Tiefe ging. Trotz meiner schnellen Reaktion bekam ich den grössten Teil der niederstürzenden Steine ab. Dennoch hatte ich Glück im Unglück, es erwischte mich (nur) am Hinterkopf und Rücken und ich kam noch vor dem Abgrund zum liegen.

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Rückblickend bin ich über meine erste Reaktion schon ein wenig verwundert… Ich war noch knapp bei Bewusstsein, konnte nicht mehr richtig sehen, alles war ganz grell wie bei einem überbelichteten Film, aber mein erster Gedanke war: „Ich muss Rainer informieren und ihm sagen, dass ich nicht an den Vortrag kommen kann!“
In solchen Schrecksekunden kann es leicht passieren, dass man ein wenig verwirrt reagiert. Ich hatte grosses Glück. Nachdem sich mein Kreislauf wieder stabilisiert hatte und ich meine Brille wieder gefunden hatte, konnte ich mich auf den Weg nach unten zu meinem Auto machen um den Weg zum nächsten Arzt antreten. Grössere Wunden wie in meinem Fall sollten innerhalb von 6 Std. genäht werden, da sonst die Gefahr besteht, dass zu viele Keime in die Wunde gelangen und sich die genähte Wunde später stark entzünden könnte.

Was nehme ich für mich aus diesem Tag mit…?

1.    Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig ein Helm ist, auch wenn man sich nicht in einen Stollen begibt. Im unwegsamen Gelände ist so schnell etwas passiert. Der Helm sollte bequem sein und einen Riemen zur Sicherung besitzen. Ein Helm nützt nur so lange, wie er auch auf dem Kopf sitzt.

Der berühmte Geologe H. Gerlach kam bei seiner Arbeit im Felde ums Leben, weil eine Ziege, die er noch zuvor gefüttert hatte, weiter oben einen Stein ins rollen brachte.

2.    Man sollte immer jemanden darüber informieren, wo man sich den Tag durch befindet (Koordinaten, Kartenausschnitte usw.). Befährt man einen Stollen, sendet man eine SMS mit den genauen Koordinaten an eine informierte Person und wenn man wieder vor Tag ist, meldet man sich bei dieser zurück.

3.    Es gibt von der Rega eine sehr nützliche App, diese vereinfacht die Kommunikation im  Notfall stark. Die kostenlose Mobile-App der Rega für iPhones und Android-Telefone übermittelt bei einer Alarmierung auch gleich die Standortangaben des Anrufers. So kann bei Notfällen im In- und Ausland wertvolle Zeit gespart werden. Die Rega kann im Notfall auch zusammen mit den Höhlenforschern eine Bergung in die Wege leiten. Aus diesem Grund empfiehlt es sich bei der Rega Mitglied zu sein.

4.    Immer wenn ich notfallmässig zum Arzt, oder in den Spital muss, taucht früher oder später die Frage nach den Impfungen auf. Die meisten von uns haben vermutlich genau so wie ich, keine Ahnung was mir im Verlauf meines Lebens schon alles gespritzt wurde.
Aus diesem Grund habe ich mich für den schweizerischen elektronischen Impfausweis myViavac entschieden. So habe ich zusammen mit meinem Smartphone immer auch den aktuellsten Stand meiner Impfungen zur Hand und kann im Notfall schnell auf diese Daten zurückgreifen.

 

2 Gedanken zu „Es ging alles so schnell….

  1. Donnerwetter, da hast Du aber trotz allem noch Glück im Unglück gehabt! Danke, dass Du diese Geschichte als Lehre mit uns teilst, ab und zu braucht es eine solche Erinnerung. Auf alle Fälle gute Besserung, ich hoffe, wir machen mal wieder eine Tour zusammen.

    Gruss aus dem Wallis,
    Stefan

  2. In den alten Zeiten der Grube Lengenbach feierten wir ab und zu Geburtstag nach der Arbeit. Das Datum war normalerweise auf keiner Geburtsurkunde der Mitarbeiter und Freunde vermerkt. Nur die Eingeweihten wussten wercher Geburtstag es war. Ich bin sicher dass auch Du nächstes Jahr einen zusätzliche Geburtstag feierst. Es ist allemal eine sehr gute Flasche Cognac oder Whisky wert. Glück Auf und Salut
    Rolf

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