Echeltswil-Goldingen

Geschichte

Nach Mitteilungen von Herrn Rüegg, einem früheren Grundstücksbesitzer, wurde der erste, untere Stollen (II) im Jahr 1842 oder 43 von einem „Badenser“, der früher in Rufi gearbeitet hatte, angelegt. Diese Arbeiten wurden am Nordhang des kleinen Tobels nördlich des damaligen Armenhaus an der Strasse Brüg-Goldingen ausgeführt. Er hätte an den Landeigentümer für den Zentner Kohle 15 Cts. Konzessionsgebühr bezahlen sollen, hatte dies aber nie getan. Die abgebaute Kohle wurde an Schmiede in der Umgebung verkauft. Als ihm der Weg im ersten Stollen zu lang wurde, muss er einen zweiten etwas höher gelegenen Stollen (I) angelegt haben. Spuren die Letsch 1899 im liegenden Gestein fand, zeigten ihm, dass schon damals mit Pulver gesprengt wurde.Weitere Abbauversuche wurden um das Jahr 1871 gemacht. Die Spinnerei und Zwirnerei Eschenbach schloss einen Vertrag mit den Landeigentümer ab. In diesem war eine Entschädigung von einem Franken für jedes zu Ablagerunszwecken benutzte Klafter Land und 15 Cts. für jeden ausgebeuteten Zentner Kohle festgesetzt. Weiter war festgelegt, dass der Abbau noch im Vertragsjahr zu beginnen habe. Rentierte der Abbau aber nicht, so würde der Vertrag wieder aufgelöst werden. Abrechnung und Barauszahlung sollten alle vier Wochen stattfinden. Streitigkeiten seien durch ein Schiedsgericht zu schlichten. Die Stollen wurden gesäubert, aber bereits nach einem kurzen Abbauversuch wieder verlassen. Eine der Hauptschwierigkeit war wie schon früher das eindringende Wasser. Bedingt durch das Einfallen der Flöze gegen den Berg hin, liefen die Stollen beim Vordringen in die Tiefe voll Wasser. Dieses musste dann mühsam mit Kübeln hinaus transportiert werden.

Kurze Zeit später wurde ein Konzessionsvertrag mit Prof. Florian Valentin von Sins, F. W. C. Trafford in London und Victor Manuel in Paris vereinbart. Ihnen wurde der Boden zu Untersuchungs- und eventuellen Abbauarbeiten gegen Entschädigung überlassen.
Im Falle eines Abbaues hätten für die ersten fünf Jahre eine Vorausentschädigung von je 125 Franken, für weitere fünf Jahre je 200 Franken, für die nächsten zehn Jahre je 500 Franken und für die letzten 30 Jahre je 1000 Franken bezahlt werden müssen. Nach Ablauf dieser Jahre wäre dann der Vertag von selber erloschen. Die Eigentümer hatten das Vorrecht bei Fuhrleistungen und auch eine Schiedsrichterklausel war im Vertrag enthalten. Die Arbeite hatten 1873 oder 74 zu beginnen, ansonsten würde der Vertrag aufgelöst werden. Es wurde dann ca. 300 m NE, ausserhalb des Tobels zwischen Riedern und Egg eine Sondierbohrung ausgeführt. Die Bohrung traf aber auf keinerlei Kohle und so hielt der Vertrag nicht Jahre, sondern bloss Tage und leise verschwand die internationale Firma aus dem Gebiet von Goldingen.

Auch im Jahr 1896 wurde in der gleichen Gegend geschürft. Nach Versuchen in den Fabriken von Spörri und Schaufelberger in Wald, brannte die Kohle mit langer Flamme und backte aber zusammen.

Quelle: Letsch 1899: Beiträge zur Geologie der Schweiz. Geotechnische Serie, I. Lieferung. Die Schweizerischen Molassekohlen.

Es ist nicht verwunderlich, dass bei den erhöhten Kohlenpreisen während dem ersten Weltkrieg, auch an dieser Stelle der Abbau wieder aufgenommen wurde. So liess Bauunternehmer Favetto aus Brunnen, vom 7. November 1917 an, die Arbeiten in den alten Stollen I und II wieder aufnehmen. Zusätzlich wurde versucht, durch zwei weitere Schürfstollen das Flöz in abbauwürdiger Mächtigkeit anzufahren. Im Frühjahr 1918 waren die Stollen II, III und IV in Betrieb, wovon der Stollen II als Hauptstollen die grösste Menge Kohle lieferte. Auch in dieser Bergbauperiode musste das Grubenwasser aus den steil bergwärts einfallenden Stollen hinausgepumpt werden. Der Abbau schien sich aber nicht rentiert zu haben und so wurde der Betrieb im August 1918 eingestellt.

Produktion   1917 – 1918  10 t

Lageplan des Kohlevorkommens Echeltwil-Goldingen

Lageplan des Kohlenvorkommens Echeltwil-Goldingen © Letsch & Richter 1925

 

Einige Firmen der Textilindustrie aus der näheren Umgebung schlossen sich zur „Braunkohlen-Gesellschaft Goldigen“zusammen und unternahmen im April 1942 einen erneuten Abbauversuch. Das Flöz wurde ca. 200 m weit im Streichen erschlossen. Dabei wurden die Einzelnen Stollen im Grund durch einen streichenden Stollen verbunden (Wasserhaltung?). Das Flöz erwies sich aber als sehr linsenhaft und von geringer Qualität. Nach dem Abbau einiger unzusammenhängender Nester wurde das Bergwerk im April 1943 aufgelassen. Die Menge und Qualität der geförderten Kohle war nicht befriedigend und die Gestehungskosten viel zu hoch.

Grundriss_Goldingen

Vermessungsskizze der Stollenanlagen © Wenger, Vogt & Mettler 2000

Produktion   1942  Sept.   50 t
Okt.   70 t
Nov.   70 t
Dez. 109 t
1943   Jan.   75 t
Febr.   50 t
März   42 t
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Total  466 t

Das Flöz

Das Streichen des Flözes variiert  zwischen N 60° E bis N 85° E und das Fallen beträgt 25° N bis 38° NW. Es kommen aber örtliche Verdrückungen und Verrutschungen vor, die bei diesen Angaben nicht berücksichtigt sind. Das Hangende besteht gewöhnlich aus einer Nagelfluhbank, dann folgen nach unten Mergel oder Mergelschiefer, durchzogen von vier übereinander liegenden Teilflözen. Diese sind aber in ihrem Verlauf von sehr unterschiedlicher Mächtigkeit, weisen Verdrückungen auf, gabeln sich oder keilen gar ganz aus, so dass die Mächtigkeit der reinen Kohle von 5 bis höchstens 60 cm schwankt und im Durchschnitt ca. 15 cm beträgt. Das ganze Flöz hat eine Mächtigkeit von höchstens 70 cm. Das Liegende besteht aus sandigem Mergel oder Sandstein.

Quelle: Letsch & Richter 1925: Beiträge zur Geologie der Schweiz. Geotechnische Serie, I. Lieferung. Die Schweizerischen Molassekohlen III.

Geheimnisvolles Goldingen, oder eine Geschichte vom Goldloch?

Über die Gegend von Goldingen erzählt man sich geheimnisvolle Geschichten was den Bergbau betrifft. Dazu erwähnt Letsch 1899 folgende Geschichte:

“ Am 2. Mai 1806 berichtet Güntensberger, Unterleutnant des Landjägerkorps an die Kommission des Innern: Er sei durch Zufall auf eine Entdeckung geraten. Er habe schon lange gehört, dass in den Bergen von Goldingen ein Bergwerk müsse gewesen sein. Etwa 1 ½ Stunden hinter Goldigen sei durch Zufall eine Öffnung im Berge entstanden. Diese sei etwa 20 Fuss in den Berg hineingegangen, dann sei man zu einer Porte mit eiserner Tür gekommen. Ein reisender Italiener habe sie gesprengt und weggeschafft. Dann habe sich ein viereckiger, ziemlich grosser Raum gezeigt mit einem etliche Klafter tiefen Loch in der Mitte. An den Wänden hätten sich blaue und dunkelrote, harte und zugleich ausserordentlich schwere Steine vorgefunden. Ein Schlipf habe dann die Stelle verschüttet, aber Glücksruten mit Quecksilber sollen edlere Metalle ankünden…..“

Dieser Bericht bezieht sicher sicher auf kein Kohlenbergwerk in der Gegend von Goldingen, eher auf das sagenumwobene Goldloch das sich in den Bergen bei Hintergoldingen befindet (siehe Goldloch).

Quelle: Letsch 1899: Beiträge zur Geologie der Schweiz. Geotechnische Serie, I. Lieferung. Die Schweizerischen Molassekohlen.

Zugang zu den Stollen

Das Vorkommen liegt östlich vom kleinen Ort Echeltswil bei  Ennetbach. In  einem kleinen Tobel linksseitig der Strasse nach Goldingen. Die Mundlöcher liegen auf 620 ü M.  Die Ein- gänge  erreicht man am einfachsten dort wo der Waldsaum an die Strasse grenzt. Da steigt man die steile Böschung hinunter zum Bach, dann dem Wasser entlang abwärts, wo man nach wenigen Schritten die Öffnung des Stollen 2 sehen kann. Auf den ersten Blick denkt man an eine Naturhöhle, die sich da unter der moosbewachsenen Nagelfluh öffnet. Doch schon nach wenigen Metern, wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, stellt man Menschenwerk fest.

Erste Forschungsarbeit im Jahr 2000

Rekognoszierung vom 27. Januar 2000

Bei der Brücke nach Echeltswil in den gefrorenen Bach eingestiegen. Nach 200 Metern linksseitig ein Stollenmund, auf den ersten Blick war er nicht als Menschenwerk zu erkennen.  Dann ein kleiner Wasserfall direkt über dem Stollenmund, er hatte einen Schuttkegel im Stollenmund angeschwemmt. Dadurch war im Stollen alles bis 30 cm unter die Decke aufgefüllt.
Wegen dem vielen Eis in der Mündung konnte man unmöglich weiterkommen.
Ich suchte nun den nächsten Stollen, den ich bloss 40 Schritte Bachaufwärts auch fand. Auch da ein kleines Rinnsal, aber der Schuttkegel war kleiner. Aus diesem Grunde war der Eingang offen, der Stollen führte ca. 30 Grad geneigt abwärts. Die Decke bestand aus gesundem Nagelfluh. An der Linken Seite sah ich ein schwaches, 3 bis 6 cm mächtiges Kohlenflözchen. Sechs Meter weiter hinten stand ich an einem glasklaren See, er führte rechtwinklig auf beiden Seiten von meinem Standort weg. Ich wand mich auf der linken Seite oberhalb der Wasserlinie in Richtung des andern Sollens d.h. Bachabwärts. Aber kurz bevor, ich das Tageslicht sehen konnte, verhinderte der oben erwähnte Schuttkegel das Weiterkommen.
Der Stollen war an dieser Stelle 140 -160 cm breit, seine Höhe180 – 200 cm, wovon aber ca. 2/3 unter Wasser liegen.
Auf der anderen Seite, (d.h. Bachaufwärts) konnte ich mich noch 10 –15 Meter weiter bewegen. Alles war voll Lehm, es war schwierig weiter zu kommen, es wäre sehr unangenehm mit den kurzen Gummistiefeln seitlich in den hier ein Meter tiefen See zu rutschen. Ich war überzeugt, dass dies der Hauptstollen aus der Bergbauperiode von Favetto war.

Ergebnis des Tages:

Ein Tauchanzug wird nötig sein. Die nächste Expedition wird interessant. Ich werde Rainer Vogt fragen ob er mitmacht.

 

30. Jan 2000 Ueli Wenger

 Weitere Berichte und Vermessungen der Stollen

Der Import von Hochwertigen Steinkohlen aus dem Ruhrpott mit Schiff und Bahn war nach der Kriegszeit  wieder möglich, und erst noch billiger geworden. Seit dem ist es auch um das Kohlenbergwerk Echeltswil-Goldingen wieder Still geworden.
Unsere Nachforschungen begannen im Jahr 2000. Wenn dann, in ein oder zwei Jahren, unser Wissensdurst gestillt sein wäre, würde sich die Natur immer mehr zurückerobern, was ihr einmal gehört hatte.

Stollen 1: Vor Tag waren vom Stollenmundloch keine Spuren mehr zu sehen. Es ist heute durch Rutschungen der letzten 80 Jahren verschüttet. Sein Standort war uns aber bekannt. Das verschüttete Stollenmund lag 80 m, vom Stollen 2 aus, Bach aufwärts in einem kleinen Geländeeinschnitt, etwa 10 Meter höher als der Bachlauf. Im Innern des Berges war es aber möglich, dass wir uns durch den Stollen bis auf wenige Meter an die Oberfläche heran arbeiteten. Es konnten aber nicht mehr eruiert werden, ob und in welchen Tonnagen zur damaligen Zeit an dieser Stelle abgebaut wurde.
Wir nahmen aber an, dass der Ausbruch in diesem Teil im 19 Jahrhundert Ausgeführt wurde. Allerdings konnten wir nirgends Spuren von Sprengungen finden.

Stollen 2: Ein kleines Bächlein hatte an der rechte Seite des Stollenmundloches einen kleinen Schuttkegel abgelagert. Das hinderte uns aber nicht daran, linksseitig einzusteigen. Nach wenigen Metern standen wir an einem See der den Hauptstollen einen Meter tief aufgefüllt hat.

Stollen 3: Auch da ein kleiner Wasserfall der sich in das Mundloch ergoss. Wir krochen auf dem Bauch über angeschwemmten Schutt abwärts, in der Hoffnung, dass der Hauptstollen nach dem Stollenmund etwas mehr Platz bot. Im Hauptstollen konnten wir uns auf den Knien weiterbewegen. Metertief war der Stollen mit weichem, lehmigem Morast aufgefüllt. Stollen aufwärts konnten wir nun die Verbindung zum See Richtung Stollen 2 vermuten. Zum Durchkriechen war es jedoch zu eng.
Der im Stollenmund angeschwemmte Schuttkegel war Schuld an dem aufgestauten Wasser und Morast im Stollen. Doch wir krochen nun auf der weichen Unterlage dem Wasserfluss nach. Eigentlich angenehm für die Knie, nur nicht zulange an derselben Stelle verweilen, sonst versank man langsam im Morast. Nach einer recht langen Strecke kamen wir in eine größere Halle, der Hauptstollen war hier nach wenigen  Metern zu Ende. Linkerhand sahen wir das Wasser durch eine 80 cm Zementröhren ins Freie fliessen.

Stollen 4 mit BetonrohrDas also war nun Stollen 4! Dieses Rohr entwässerte denn ganzen Stollen. Ebenfalls wurde das Geröll, welches bei den oberen Stollenmundlöchern hineingeschwemmt wurde, durch das Rohr wieder ins Freie befördert. Solange diese Zementröhre nicht verstopfte, wurde das ganze System darüber entwässert.

 

Expedition II 29. Mai 2000 Teilnehmer:R. Vogt und U. Wenger

Arbeitsziel: Abklären der Grösse und Ausdehnung des gesamten Bergwerkes. Fotodokumentation, Vermessung, Lagebestimmung (GPS Garmin) Versuch: Fotografische Profilvermessung.

Wir stiegen um 10:30 Uhr ein, und stiessen in Richtung Stollen 3 vor. Es ging bedeutend leichter, da der Neopren-Anzug uns vor dem kalten Wasser schützt, streckenweise mussten wir schwimmen. Der grosse Schuttkegel konnte nicht überwunden werden. Er ist der Grund, dass das Wasser so hoch stand. Auf dem Rückweg vermassen wir den Gang und schossen einige Fotos.
Nun stiessen wir in die andere Richtung vor. Die Stollenbreite betrug überall 150 – 160 cm. Die Höhe pendelte ebenfalls zwischen 190 – 200 cm. Aber die Wassertiefe nahm nun konstant ab. Das hiess für uns, dass der Stollen eine Neigung hatte.  Auf der linken Seite waren alle 8 – 10 m kleine Astgabeln an der Stollenwand angebracht worden. Diese dienten früher zum Aufhängen der Stollenlampen.
Das gehen im Wasser war nicht ganz ungefährlich, den an drei Stellen führen ca. 45° geneigte Schächte in die Tiefe. Wir konnten sie im klaren Wasser noch bis in eine Tiefe von ca. 6 – 7 m ausleuchten. Zu einem späterem Zeitpunkt würden wir uns überlegen ob wir da noch eine Tauchvermessung vornehmen sollten.
Wir gingen nun im Hauptstollen weiter, das Wasser wurde immer weniger,  zuhinterst war der Stollen ganz trocken. Rechts führt ein Aufhau etwa 45 Grad bergwärts, seine Höhe betrug 80 cm, die Breite 130 cm und er war voll mit Lehm und Schlick. Nach 8 Meter zweigte eine erste Abbaugalerie ab, sie war mit Stützen aus Tannenholz gesichert. Ebenfalls stand wieder Wasser an. Die Galerie war teilweise mit Schutt aus der oberen Etage aufgefüllt.
Wir aalten uns im lehmigen Aufhau höher und am Ende weitete sich dieser zu einer recht grossen Halle. Wir konnten ein 15 cm mächtiges Flöz erkennen. Rechts in der Halle zweigte begann eine zweite Abbauebene.
Der Stollen war dort 70 – 80 cm hoch und zwischen 2 und 4 m breit. Der Abraum war in die untere Galerie geschaufelt worden. Am Flöz waren überall Schrämmspuren zu erkennen.
Ich robbte ca. 20 m weit hinein. Wir befanden uns hier im obersten Teil des Bergwerkes. Irgendwo hier musste das Stollenmundloch 1 zu finden sein. Für uns war damals klar: Diese Arbeiten waren lange vor dem ersten Weltkrieg ausgeführt worden. Ich schätzte so zwischen 1700 – 1850. In diesen Jahren waren viele kleine Bergwerke angefahren worden, und fast alle waren noch von Hand geschrämmt worden. Denn zur damaligen Zeit war das Schwarzpulver noch sehr teuer.

Der Hunger zwang uns zu einem Imbiss ins Freie. Mit vollem Bauch, vermassen wir den ganzen, neu erforschtenTeil. In nur zwei Stunden hatten wir über 150 m Sollen vermessen. Auf dem Rückweg wurden noch einige Fotos gschossen. Um 16.30 Uhr stiegen wir in trockene Kleider und  kochten uns in Rainers Bus warmen Kaffee.

Erfolg des Tages:

Das ganze Bergwerk war begehbar, ein Absenken des Wasserspiegels im Hauptstollen möglich, jedoch für unsere Forschung nicht nötig. Die Schrägschächte in die Tiefe wären etwas für Höhlentaucher. Die restliche Erforschung würde noch zwei Tage erfordern. Die nächste Tour sollte am 2. Juni zusammen mit Jörg Mettler stattfinden.

Hirzwangen 30. Mai 2000  Ueli Wenger  Rainer Vogt

 Expetition III 2 Juni 2000

Jörg und ich stiegen um 09:30 Uhr in den Stollen 3 ein. Die Eingangspartie liess nur 40 cm Platz bis zur Decke. Es war sehr nass und der Wasserfall beim Eingang führte, bedingt durch die starken Niederschläge der letzen 24 Stunden, viel Wasser. Kriechend arbeiteten wir uns dem Wasser folgend vor. Der grobe Schutt wurde durch eine lehmige Masse abgelöst. Dies ist für unsere Knie einiges angenehmer. Die Raumhöhe betrug dort 80 – 100 cm bis zur Decke. Wir befanden uns im Hauptstollen. Der Stollen erschien uns über eine längere Strecke immer gleich hoch, immer gleich breit zu bleiben. Endlich öffnete sich eine kleine Halle. Das Wasser floss nun nach links, und wer hätte das gedacht, es verschwand  in einem 80 cm grossen Zementrohr. Wir durchkrochen es und standen nach 4 – 5 Meter im Freien. Dies war nun also das Stollenmundloch 4.
Auf dem Rückweg vermassen wir den ganzen Sollen bis zum Eingang 3. Diese Arbeit war sehr mühsam, denn man versank unaufhaltsam im „Pfludi“!! Der Kraftverbrauch beim herausziehen der Beine war enorm.

Doch nach einer Stunde war bis hin zum Stollen 3 alles vermessen. Das Bergwerk war für uns wieder um 100 Meter länger geworden!

Danach versuchte Jörg, frisch motiviert, noch die Engstelle vom Eingang 3 zum See zu durchkriechen. Doch er blieb nach 5 m stecken. Er harrte an diesem  ungastlichen Ort aus, bis ich vom Eingang 2 her, mehr schwimmend  als kriechend, bis auf  3 m an in heran gekommen war. So war es uns gelungen die Messstrecke im Hauptstollen zu vervollständigen.

In dieser ungemütlichen Position hatte es nun Jörg auch noch das Karbidlicht ausgetropft! Dadurch war er gezwungen, seinen Rückzug tastend im Dunkeln durchzuführen. Nach 10 Minuten, meine Uhr zeigt 12:35 Uhr an, sassen wir an der Sonne und genossen unseren Essen.

Um 13:15 Uhr stiegen wir erneut ein, um am Ende des Hauptstollen, den Schrägschacht und das alte  Abbaurevier auszumessen. Alle Ausbrüche wurden genau unter die Lupe genommen. Dass hiess, unter meine stets zuverlässig anlaufende Brille.
Die Abbau Galerien haben alle dieselbe Richtung wie der 11 m tiefer liegende Hauptstollen. Am Ende der mittleren Galerie konnte  Jörg in die obere Galerie hinauf kriechen. Da wartete er dann, bis ich von oben her durch die Halle aufschloss. Gemeinsam robbten wir nun weiter, bis uns nach einigen Metern eine von links oben, eine in den Stollen eingedrungene Geröllhalde, jedes weitere Befahren verunmöglichte. Wir wussten nun aber sicher, dass dies der Eingang 1 war und uns wahrscheinlich nur noch 4 – 5 m bis zum Tageslicht fehlten. Nochmals konnten wir viele neue Strecken auf unseren Messblätter ergänzen.
Um 16.30 Uhr standen wir wieder in der Sonne. Wir vermassten uns dem Bach entlang  bergwärts, nach 87 Meter, führt ein Graben nach links aufwärts, er endet 20 Meter weiter, und 8 Meter höher in der uns bekannten Schuttablagerung. Uns ist nun klar das hier an der Stelle, dasFlöz bis an die Oberfläche Aufgeschlossen war. Da an dieser Stelle hat der Abbau  dieses Kohlevorkommen, vor  ungefähr 200 Jahren begonnen.

Das ganze Bergwerk war uns nun bekannt, und durch uns vermessen worden. Das Vorkommen war elliptisch und klar ersichtlich. Die Kohle war mengenmäßig sehr gering, und von der schlechtesten Qualität die mir bekannt war. Für Meister Favetto ausser Spesen nichts gewesen. Die 2 Stollen waren 1918 ausgebeutet und an den meisten Stellen des Bergwerks war nur noch alter Mann vor Ort.

Für uns blieb noch die Frage offen? Was, und wie viel, in den drei abgesoffenen Schrägstollen abgebaut werden konnte. Darüber wollten wir zu gegebener Zeit, nach einer Tauchexpedition noch einige Klarheit bekommen. Der Tauchgang hat jedoch bis Heute nicht stattgefunden.  Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass jüngere Höhlentaucher diese kleine Lücke in der Zukunft noch schliessen werden.

Vorläufiger Abschluss der Forschungsarbeiten im November  2000  

Ein Bericht von Wenger Ueli,  Rainer Vogt und Jörg Mettler.